Trautmann Familie
Trautmann basiert auf der wahren Geschichte eines Nazi-Soldaten, der nach dem Krieg in England zu einem professionellen Fußballspieler wird. Es war jedoch notwendig, gewisse beunruhigende Tatsachen zu akzeptieren. Der Film glorifiziert die Leistungen des Spielers und spielt seine Mängel herunter.
Immer wenn die Weltmeisterschaft oder die Bundesliga-Saison endet, argumentieren die Menschen, dass Fußball der beste Sport ist, um überzeugende Geschichten zu erzählen. Bert Trautmann besitzt eine der unglaublichsten Hintergrundgeschichten in der Geschichte des Sports.
Die Figur von David Kross, Bert Trautmann, war ein deutscher Soldat, der am Ende des Zweiten Weltkriegs von den Briten gefangen genommen wurde. Der auf dieser wahren Begebenheit basierende Film „Trautmann“ läuft derzeit vor ausverkauftem Haus in den deutschen Kinos.
Trautmann, ein Symbol für das Nachkriegsdeutschland in der Mitte Englands, sieht sich dem schwierigen Prozess des Umgangs sowohl mit Engländern als auch mit Deutschen gegenüber. Ein Liebesdreieck verleiht der Handlung zusätzliche Würze, aber der Fokus des Films liegt anderswo.
Diese provokative deutsch-britische Koproduktion zeigt den Widerstand, den ein deutscher Torwart nur vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in einem englischen Tor hervorrief. Der Zweite Weltkrieg hat tiefe Narben in der englischen Psyche hinterlassen, und „Trautmann“ erkundet diese Verletzungen mit großer Einsicht.
Der Film scheut sich nie, Trautmanns persönliches Trauma zu thematisieren, insbesondere den Schmerz, den er anderen zugefügt hat. Dadurch versteht Trautmann die Tiefe seiner eigenen Probleme. Später wird er von einem Fußballtrainer entdeckt und entwickelt sich zum Lokalhelden.
Umso schockierender ist es, dass der Film es vermeidet, seine Zuschauer mit den hässlichen Wahrheiten zu konfrontieren, die Trautmanns heroischen Weg trüben könnten. Wir mussten nicht lange suchen, um die verschiedenen Nuancen der Ausarbeitung, des Weglassens und der Glättung zu finden, die die Geschichte Trautmanns zugänglicher machten.
Der echte Bert Trautmann sprach vor seinem Tod im Jahr 2013 offener über seine Nazi-Vergangenheit, als er im Film dargestellt wird. 2010 erschien die Biografie “Trautmanns Reise” von Catrine Clay, aus der das meiste über Bert Trautmanns politische Neigungen bekannt ist, bevor er Fußballer wurde.
Trautmann selbst sagte, dass er erst während seiner Zeit in England seinen “tiefsitzenden Judenhass” überwinden konnte. Die jüdische Gemeinde von Manchester mied Trautmann zunächst, bis ein Rabbiner aus ihrer Mitte einen offenen Brief zu seiner Verteidigung schrieb.
Im Film wird Trautmann als judenhassender deutscher Nazi dargestellt, und seine Rolle kann als die eines hilflosen Opfers der Gemeinschaftsverurteilung verstanden werden. Über Trautmanns angeblichen Antisemitismus wird im Film jedoch kein einziges Wort verloren.
Dieser nicht unerhebliche Splitter des Trautmann-Puzzles muss vom Publikum entweder in die Figur eingefügt oder ignoriert werden. Seltsam erscheint dies, denn im gesamten Film scheint Trautmann fast unter der Last seiner Schuld am Krieg zusammenzubrechen. Doch Bert bleibt das unbewegliche Hindernis in “Trautmann”, da er das Unmögliche festhält.
Das zentrale dramatische Motiv des Films ist Trautmanns innerer moralischer Konflikt, der sich in dem Satz „Ich hatte keine Wahl“ zusammenfassen lässt. Trotz Trautmanns Versuchen, sich zu entschuldigen, entbindet der Film ihn nicht von seiner Rolle als Mitläufer und akzeptiert seine Erklärung nicht.
Weder die gequälte Darstellung von David Kross noch der Diskurs deuten darauf hin, dass Trautmann „von ganzem Herzen“ an Hitlers Ideologie glaubte. Bert hält keine Grundsätze des Nationalsozialismus mehr. In diesem Zusammenhang wird er als ehemaliger NS-Anhänger dargestellt, der sein Verhalten geändert hat.
Damit schreibt Trautmann den Mythos vom „guten Deutschen“ fort, der nicht nur von den Medien, sondern auch von der Fangemeinde von Manchester City, wo Trautmann den größten Teil seiner Profikarriere verbrachte, verbreitet wird. Stattdessen verkörperte Trautmann das Nazi-Ideal, indem er „blond, blauäugig und grausam“ war.
Die im Film als Quelle der Freude dargestellte Beziehung zwischen Trautmann und Margaret, der Tochter des Trainers, erweist sich in Trautmanns Biografie als falsch. Trautmann trat auf eigenen Wunsch in den Militärdienst ein und erhielt schließlich das Eiserne Kreuz, die damals höchste Auszeichnung, die einem Soldaten verliehen werden konnte.
Es wird behauptet, dass Trautmann im Gefängnis ein Kind gezeugt habe, allerdings nicht mit Margaret. Später, nachdem er drei Kinder mit Margaret Trautmann hatte, entwurzelte die Torwartlegende seine Familie, um eine Trainerposition in Deutschland anzutreten. Vor seinem Tod war Trautmann insgesamt dreimal verheiratet.
Die falschen Informationen beginnen bereits beim wackeligen sportlichen Hintergrund des Torhüters. Der Film präsentiert Trautmann als Torwartgenie, das aus dem Nichts zum Star wurde und sein Handwerk auf den schlammigen Fußballfeldern verfeinerte. Der Aufstieg an die Spitze des englischen Fußballs war jedoch nicht so einfach, wie auf der Leinwand dargestellt.
Trautmann war ein geborener Teamplayer und Ballexperte; er hatte eine Vergangenheit im Handball- und Völkerballspielen. Dies verleiht Trautmanns wundersamem Aufstieg in die englische Erstliga eine gewisse Glaubwürdigkeit. Vor allem, wenn die DVD zeigt, dass Trautmanns frühe Spiele nicht frei von Pannen waren.
Die Buh- und Jubelrufe der Fans während eines der ersten Auswärtsspiele von Trautmann führten dazu, dass er die Kontrolle über den Ball verlor und das Spiel mit sieben Gegentoren endete. Somit hatte das Bild wenig Raum für eine Hauptdarstellung, die ihre nationalsozialistische Denkweise überwand, und noch weniger für sportliche Schwächen.